Turbulenzen auf den weltweiten Aktienmärkten – Stürmische Zeiten stehen bevor

Trotz aller Euphorie über die weltweite Erholung und die boomenden Aktienmärkte bleibt die Lage instabil. Anfang Februar sind die Aktienmärkte weltweit eingebrochen.

Dies hat die Prahlereien von Donald Trump und anderen Befürwortern des Kapitalismus erschüttert, wonach alles auf dem Weg nach vorne sei. Seine Behauptung auf dem jüngsten Weltwirtschaftsforum in Davos, der Aktienmarkt habe „einen Rekord nach dem anderen gebrochen“, ist zu Staub zerfallen.

Die US-Aktien erlitten am 2. Februar einen Rückgang, gefolgt von europäischen und asiatischen Aktien. Am Montag, 5. Februar, erlitt der US-Aktienmarkt den schwersten Einbruch seit mehr als sechs Jahren. Damit wurden die Gewinne für das gesamte Vorjahr vernichtet.

Die Anleger waren von der Aussicht auf höhere Zinsen und die Rückkehr der Inflation erschrocken. Das Ende des billigen Geldes – nach Jahren der quantitativen Lockerung der Geldmenge und der niedrigen Zinsen – drohte das Festmahl der Kapitalisten zu verderben.
Der Sturzflug am 5. Februar verursachte heftige Einbrüche und eine Flucht in sichere Häfen. Der Dow-Jones-Index verlor in nur zehn Minuten mehr als 800 Punkte. Das Handelsvolumen war das zweithöchste in diesem Jahrzehnt.

„Diese Geschwindigkeit ist wie ein Flash-Crash“ (mehrere starke Kurseinbrüche an den Finanzmärkten), sagte Jim Paulsen, Stratege bei Leuthold Investment Management. „Jemand wurde schrecklich kalt erwischt.“

Kollaps und Desillusion

Am Ende des Tages fiel der S&P 500 Index um 4,1 Prozent auf 2.648,94 Punkte. Sein schlimmster Absturz seit August 2011. Jeder einzelne Aktienmarkt, ausgenommen zwei, schlossen mit roten Zahlen ab. Es war eine Bereinigung. Der Dow verlor 1.175 Punkte, ein Minus von 4,6 Prozent, während der Nasdaq um 3,8 Prozent auf 6.967 Punkte fiel.

Die asiatischen Aktien brachen ebenfalls stark ein. Japans Benchmark Topix fiel um 6,3 Prozent – der größte Fall seit 19 Monaten. Der südkoreanische Kospi Composite fiel um 2,6 Prozent und der australische S&;P/ASX fiel um 3,7 Prozent, während die Banken um 3,5 Prozent nachgaben. S&P 500-Futures sind um 2,8 Prozent gesunken. Der Nikkei 225 fiel um 4,7 Prozent und der Hongkonger Hang Seng fiel um 5,1 Prozent.

Es überrascht nicht, dass Trumps Pressesprecher versuchte, die Schwere der Situation herunterzuspielen. „Sehen Sie, die Märkte schwanken kurzfristig, ich denke, wir alle wissen das“, gab der Präsident zu, bevor er hinzufügte: „Aber die Grundlagen dieser Wirtschaft sind sehr stark.“ Eine solche Rhetorik ist nicht neu. Dies sind die gleichen Phrasen, die vor jedem Zusammenbruch geäußert wurden.

Ray Dalio, Co-Chief Investment Officer (Vorstand im Inestitionsgeschäft) reagiert ähnlich. „Diese großen Rückgänge sind nur kleine Korrekturen im Umfang der Dinge, die als nächstes kommen.“ Aber kleine „Korrekturen“ können auch eine Lawine auslösen.

Das Chaos regiert

Sie alle fürchten das Ende der Niedrigzinspolitik. Das erklärt die Turbulenzen an den Aktienmärkten in den letzten Jahren. Steigende Anleihepreise können durch Erhöhung der Unternehmenskosten die Aktienmärkte untergraben und damit die Profite schmälern. Die Kapitalisten hatten sich an das Buffet von billigem Geld gewöhnt.

Es besteht auch die Befürchtung, dass das US-Haushaltsdefizit aufgrund der jüngsten Steuersenkungen steigen wird, was zu einer stärkeren staatlichen Kreditaufnahme führt. „Wir hatten eine sehr lange Periode lockerer Geldpolitik und wenn man sie wie einen Patienten betrachtet, dann war die Wirtschaft nach Ansicht der Zentralbanken auf lebenserhaltende Maßnahmen angewiesen“, sagte Brian Levittown, ein leitender Anlagestratege bei Oppenheimer Funds. Nun wird der schwache Patient bedroht, indem seine Lebensunterstützung weggenommen wird.

Viele gehen davon aus, dass der Weg vor uns sehr holprig wird. Diejenigen, die glaubten, dass das Karussell sich einfach weiterdrehen würde, machten sich etwas vor. Die Probleme, die zu dem Einbruch im Jahr 2008 geführt haben, wurden nie gelöst. Diese „Erholung“ bereitet einen viel tieferen Absturz vor. Die Volatilität beherrscht jetzt die Märkte – ein Spiegelbild der grundlegenden Krise des Kapitalismus.

Vorbote des Einbruchs

All dies hat parallel zur Korrektur der Wachstumsprognose des IWF stattgefunden, der zuletzt für 2018 ein Plus von 3,9 Prozent prognostizierte und von einem „breiten Wachstumsschub seit 2010“ sprach. Andere Prognosen waren noch optimistischer.
Andere sind jedoch etwas vorsichtiger. Die globale wirtschaftliche Verbesserung ist nicht auf irgendwelche Fundamentaldaten zurückzuführen, sondern auf zyklische Gründe, die nicht von Dauer sein werden. „Der jüngste Anstieg des globalen Wachstums ist hauptsächlich ein zyklisches Nachfragephänomen und wird sich nur mäßig auf das langfristige nachhaltige Wachstum auswirken“, so Gavin Davies von der Financial Times. Auch John Authers von der Financial Times lieferte eine ernüchternde Einschätzung:

„Ich sage das äußerst ungern, aber ich habe eine gute historische Parallele zu dem gefunden, was gerade auf den Märkten passiert. Und es ist der Frühling und Sommer 2007, am Vorabend der Kreditkrise. Ich mag es nicht zugeben, weil ich nicht der Panikmache beschuldigt werden will.“ Immerhin erklärt der FT-Journalist, wie ähnliche Ereignisse im Jahr 2007 zu einer ganzen Reihe von Finanzkatastrophen führten, die (in den Worten von Jim Cramer) mit „Armageddon“, also in der Katastrophe endeten.

Obwohl Authers die Ähnlichkeiten herunterzuspielen versucht, ist er von diesen Parallelen deutlich beunruhigt. Bemerkenswert ist, dass Trump seit dem 29. Januar nichts über den Aktienmarkt getwittert hat. Das ist ein sicheres Zeichen, dass nichts gut ist.
Der Aktienmarkt spiegelt niemals die reale Wirtschaft wider. Ein Einbruch der Aktienkurse kann jedoch ein Vorbote eines neuen Absturzes sein. Davor haben sie Angst. Es kann ein gravierender Bruch der Kette sein, wie er damals zur Großen Depression von 1929 führte.

Stürme in Sicht

Wir sind seit zehn Jahren in einer globalen Krise des Kapitalismus. Die „Erholung“ dauert schon seit mehr als acht Jahren an – jetzt hat sie sich erschöpft. Ein Crash kann jederzeit eintreten. Und da alle Munition zur Bekämpfung der Krise bereits verbraucht ist, könnte dieser neue Crash noch schlimmer als 2008 werden. Genau das fürchten die Wall Street und das kapitalistische Establishment fürchten.

Die Autoren kommen zu folgender Schlussfolgerung: „Jetzt muss die Frage geprüft werden, ob das Netzwerk von Finanzprodukten, das sich in dieser Zeit entwickelt hat, so prekär konstruiert ist wie das Finanzwesen, das 2007 so spektakulär versagte. Die Geschichte wird uns zeigen, wie es ausgeht.“
Ob auf den aktuellen Einbruch an den Aktienmärkten eine weitere Verschlimmerung folgt, ist nicht vorhersehbar. Auch auf den Absturz an der Wall Street 1929 folgte eine ganze Reihe von Höhen und Tiefen.

Die Tatsache, dass das kapitalistische System heute seine Grenzen erreicht hat, ist offenkundig. Früher oder später wird das System einen weiteren Absturz erleben, der jede Hoffnung auf wirtschaftliche und politische Stabilität zunichtemachen wird.
Die Jahre der relativen Ruhe an den Aktienmärkten sind zu Ende. Bereiten wir uns auf stürmische Zeiten vor.

 

 

 

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