Der Albtraum in Afghanistan verschlimmert sich German Share TweetAuch in der britischen Bevölkerung gibt es eine Mehrheit für den Abzug der eigenen Truppen. Einhundert britische Soldaten haben in diesem Jahr ihr Leben in Afghanistan gelassen. In einem Artikel für unsere Schwesterzeitung "Socialist Appeal" beleuchtet Rob Sewell die momentane Lage und den Hintergrund für einen Krieg, der dem afghanischen Volk niemals soziale und ökonomische Fortschritte bringen kann.Immer wenn man den Fernseher anschaltet, bekommt man das Gefühl, als ob ein weiterer britischer Soldat in Afghanistan getötet wurde. Wenn dieser Artikel veröffentlicht wird, liegt die Zahl der Todesopfer vermutlich bei über 100 im Jahre 2009.Dieser Krieg geht jetzt seit acht Jahren, länger als der Zweite Weltkrieg und der Vietnam-Krieg. Er ist lange durch den Krieg im Nachbarland Irak überschattet worden, mittlerweile aber in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Nichts erobert die Aufmerksamkeit so, wie die Aussicht auf eine beschämende Niederlage.Kim Howells, ein führender Unterstützer der Brown-Regierung, ist aus der Reihe getanzt und hat den Abzug der britischen Truppen gefordert. Dies widerspiegelt die wachsende öffentliche Wut über den Krieg. In Britannien sind mehr als 70% der Menschen der Meinung, die Truppen sollten innerhalb eines Jahres zurückgezogen werden, 35% glauben, die Soldaten sollten sofort heimkehren.Im März erklärte Obama diesen Krieg zu einem "notwendigen Krieg" und entsandte weitere 20.000 Soldaten. Dem folgte ein weiteres "Nachdenken" und eine weitere "Prüfung". Das Durcheinander nach den afghanischen Wahlen hat das Problem verstärkt. Anstatt "demokratischer Verhältnisse" haben wir es jetzt mit Korruption, Bestechung und Wahlfälschung auf höchstem Niveau zu tun. Der Farce über den zweiten Wahlgang, der erst gar nicht stattfand, folgte die Amtseinsetzung von Karzai für eine weitere Legislaturperiode, was zusätzlichen Druck auf die Imperialisten ausübt.Die US-amerikanische Marionette Karzai hatte eine Gruppe Warlords, Drogendealer und andere mafiose Gestalten in seine Regierung geholt, um die Wahl zu gewinnen. Einer von ihnen war General Dostum, der usbekische Kommandeur, dem von Menschenrechtsgruppen vorgeworfen wird, er habe den Erstickungstod von 2000 verdächtigen Taliban in Frachtcontainern befohlen. Karzai wurde von den US-Amerikanern wegen seiner Verbindungen zum CIA im Krieg gegen die Russen favorisiert. In einem der ärmsten Länder der Erde, wählte ihn das Modemagazin Esquire zu einem der best angezogensten Männer der Welt. Seine Macht basiert auf Vetternwirtschaft und Korruption und wird mit Geld aus dem Westen gesichert.Karzais Brüder, welche die Verbindungen zur Regierungen schamlos ausnutzen, haben Reichtümer angesammelt, während das afghanische Volk in Elend und Hunger leben muss. Sein jüngerer Bruder Ahmed Wali Karzai übt so viel Einfluss in der Provinz Kandahar aus, dass man ihm den Spitznamen "König des Südens" gab. Er wird ebenfalls vom CIA bezahlt. Das Geld aus den Drogengeschäften dient sowohl zur Förderung der Korruption als auch der Taliban.Diese Situation erklärt auch die Millionen von Nichtwählern bei der Präsidentschaftswahl. Die Ursache lag nicht einfach nur an den Aktivitäten der Taliban, sondern der weitverbreiteten Ernüchterung über die Korruption und die Lähmung der Regierung. Die Karzai-Regierung, die sich in einem Hochsicherheitsgebiet der afghanischen Hauptstadt verschanzt, hat außerhalb Kabuls wenig Unterstützung, während die Taliban immer mehr Anhänger gewinnen.Mit der wachsenden Gewalt in Pakistan besteht die schlimme Aussicht einer "Talibanisierung" der gesamten Region. Die Nachbarstaaten Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisien und Turkmenistan sehen sich mit Trostlosigkeit, Aufruhr und Katastrophen konfrontiert. Die Intervention der Imperialisten hat der Region keine Stabilität gebracht, geschweige denn "demokratische Verhältnisse", sondern einen Wirbelwind verursacht. Sie stützen als Bestandteil ihrer neokolonialistischen Politik korrupte, aber "befreundete" Regimes, angefangen bei Karzai in Kabul. Seit aber die Militäroperationen der NATO in Afghanistan 2006 begonnen haben, ist die Unterstützung für die Aufständischen gestiegen. Sie sind an einem Krieg beteiligt, den sie nie gewinnen können.Die Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag. General Stanley McChrystal hat als "letzten verzweifelten Zug" weitere 40.000 von ursprünglich 80.000 US-Soldaten gefordert. Der US-Botschafter in Afghanistan hat andererseits die US-Administration gedrängt, die Truppenstärke auf dem gegenwärtigen Niveau zu belassen. Aufgrund des tiefen Schlamassels, in dem sich die NATO-Truppen befinden, zögert Obama noch eine Entscheidung zu treffen. Die jüngsten Reden von Premierminister Brown und Außenminister Miliband sind ein verzweifelter Versuch, die schwindende öffentliche Zustimmung für diesen unpopulären Krieg zu stützen.Dieser Krieg kann dem afghanischen Volk niemals soziale und ökonomische Fortschritte bringen. Das war auch nie beabsichtigt. Der Zweck dieses Krieges war ursprünglich die Ausdehnung der Macht und des Einflusses des Imperialismus in der gesamten Region auf der Grundlage der militärischen "Schock-und Ehrfurcht-Taktik". Unter dem Deckmantel der NATO wird der Krieg in erster Linie von den US-Amerikanern und in einem geringeren Grade auch von den Briten geführt. Sie befinden sich aber in einer aussichtslosen Sackgasse. Das erklärt die Risse innerhalb des Bündnisses und die daraus folgende Lähmung.Die Arbeiterbewegung muss den sofortigen Abzug der imperialistischen Truppen aus Afghanistan fordern. Die imperialistischen Mächte, die in Afghanistan eingedrungen sind, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen, können die Probleme der AfghanInnen nicht lösen. Diese müssen über ihre Zukunft selbst entscheiden können.Die Barbarei aber, die in der Region entfesselt wurde, wird niemals auf der Grundlage des Kapitalismus zu einer Lösung kommen. Nur auf der Basis einer Sozialistischen Föderation Südasiens, einschließlich eines sozialistischen Afghanistans, können die Schrecken des Krieges, Hunger, Krankheiten und Armut weggefegt werden.